Zentraler Gegenstand des Seminars war die Internationale Bauausstellung (IBA) Berlin 1984/87, deren Ziel in der Wiedergewinnung der Innenstadt als Wohnort bestand. Kurz vor der Maueröffnung, die zur Zeit der Planung allerdings in keiner Weise vorhersehbar war, wurden weite Teile der südlichen Friedrichsstadt, der Luisenstadt (beides Teile des Bezirks Kreuzberg in unmittelbarer Mauernähe) sowie außerhalb der Innenstadt das Gebiet am Tegeler Hafen großflächig saniert (dem Konzept der „Behutsamen Stadterneurung“ folgend) oder neu errichtet (nach den Vorgaben der „Kritischen Rekonstruktion“). Das Resultat sind Architekturen und Stadträume, die im Wesentlichen der sogenannten Postmoderne zuzuordnen sind, und die heute, über vierzig Jahre nach Ihrer Errichtung, an ihren ursprünglichen Planungszielen gemessen werden können.
Auf der fünftägigen Exkursion, an der 13 Studierende teilnahmen, erschlossen wir uns auf intensiven Spaziergängen die drei genannten Planungsgebiete der IBA und kontrastierten sie mit der 1957 eröffneten Interbau, dem heutigen Hansaviertel, sowie mit Beispielen aktueller Planung. Der Schwerpunkt lag dabei weniger auf dem einzelnen Projekt und seiner Architektur als vielmehr auf der städtebaulichen Einbindung, dem Zusammenspiel von Gebäude, öffentlichem Raum und Freiraumplanung, Fragen der Nutzung und der Wohnraumqualität. Der Anspruch der IBA, inklusive, nachhaltige, vielfältige und robuste Stadträume für die gesamte Stadtgesellschaft zu schaffen, ist heute aktueller denn je und in vielen Fällen scheinen die heutigen Planungen gegenüber den Konzepten der IBA, aber auch jenen der Interbau eher einen Rückschritt darzustellen.
Die Problematik heutiger Planungsprozesse wurde vor allem auch bei Spaziergängen zu den großen Repräsentationsbauten in der Stadtmitte (Humboldtforum, Friedrichswerder, Museumsinsel mit James Simon-Galerie), auf dem Kulturforum (Museum des 20. Jahrhunderts, Renovierung Neue Nationalgalerie) und dem Umgang mit dem baulichen Erbe der DDR deutlich, z.B. auf der Karl Marx-Allee, am Alexanderplatz oder im Bereich des Marx-Engels-Forums.
Fotos: Riklef Rambow